Donnerstag, 27. September 2007

Why don't my mother love my HAIR?


1967, der Vietnamkrieg wird noch weitere acht Jahre wüten. In New York feiert ein Musical Premiere, dass die Antikriegsgefühle der "Blumenkinder" auf die Bühne bringt - HAIR.
Irgendwann als kleiner Junge habe ich dieses Musical selbst live in der Augsburger Kongresshalle gesehen und seither geliebt. Seit es mir endlich einmal gelungen war, die Verfilmung von 1979 spätnachts auf Arte aufzunehmen, war ich endgültig ein Fan...

Und nun, zum 40 jährigen Jubiläum, kehrte Hair zurück ins Public Theatre in New York, wo es damals Premiere feierte, bevor es nach ein paar Wochen an den Broadway zog. Das "Problem": Die Karten waren gratis. Wie schon bei Shakespeare in the Park, muss man einigermaßen zeitig kommen, um um 13 Uhr, wenn der Ticketschalter öffnet, ein paar Karten zu ergattern. "Einigermaßen zeitig" war bei Shakespeare in the Park so zwei bis drei Stunden vorher - bei HAIR kamen die ersten um 11 Uhr in der Nacht davor. Als ich am Samstag um 10 Uhr kam, hatte ich keine Chance mehr. Selbst drängeln war bei der unglaublichen Anstelldisziplin der Amerikaner absolut unmöglich.
Also bin ich in einem letzten verzweifelten Versuch einfach am Montag Abend (der letzte Tag der nur drei Vorstellungen) zum Theater gegangen und habe jeden angequatscht, der aussah, als würde seine Verabredung nicht kommen. Mein Mut schwand mehr und mehr, als ich letztlich tatsächlich jemand fand, der vergeblich wartete. Nach einer Viertelstunde Bangen, ob sie nicht doch noch kommt, nahm er mich mit rein... für lau! Die Tickets wurden in der Craigslist (ein sehr populärer US Kleinanzeigenmarkt) schon für 150$ gehandelt.

Ich konnte mein Glück kaum fassen (danke auch an Martina, die mir die Möglichkeit großzügig eingeräumt hat :-) ). Das Keyboard spielte Galt McDermot höchstpersönlich, der Komponist von HAIR.

Ohne das Musical zu modernisieren, ohne einen eindeutig mit der Nase auf heutige Parallelen zu stoßen - Hair lebt und funktioniert auch jetzt! Die Crew war mit aktuellen Broadway Stars besetzt, so war zum Beispiel Jonathan Groff in der Hauptrolle als Claude, der gerade im gefeierten "Spring Awakening" jede Menge Preise einheimst. Karen Olivio (aus "Brooklyn Heights") war Sheila. Diese sehr junge Truppe passte genial, ich war den ganzen Abend total begeistert und musste mich sehr beherrschen, nicht allzu laut mitzusingen. Ich war aber nicht der Einzige! Gegen Ende gab es dann ohnehin kein Halten mehr. Alle sind aufgesprungen, habe getanzt und lauthals "Let the sun shine" geträllert, während auch noch zahlreiche Originaldarsteller von 1967 die Bühne betraten. So zum Beispiel James Rado selbst, damals Claude Bukowski und Autor von HAIR.

Als ich später die begeisterten Kritiken in diversen Foren gelesen habe, fühlte ich mich richtig schlecht für die Armen, die um 7.30 Uhr morgens anstanden um dann um halb zwei doch keine Karten mehr zu bekommen. Dennoch möchte ich dieses Ereignis nicht missen. Für mich war es, wie ein Stück Geschichte mitzuerleben. Für zahlreiche Althippies im Publikum gilt das wohl noch mehr ;-) Aber wie meinte es Ken, mein Gönner des Abends: "The ticket simply had your name on it".

Am Ende genoss ich noch ein wenig die Stimmung im Central Park vor dem Theater. Als sich dann sogar die Darsteller und James Rado selbst unters Volk gemischt haben, konnte ich mir ein paar Erinnerungsfotos natürlich nicht verkneifen. Ich habe ein Foto mit dem Autor von HAIR Arm in Arm... absolutes Celebrity Highlight meines New York Aufenthalts. Sie ist zwar auch gerade hier und ein paar Kolping Kollegen über den Weg gelaufen, aber hey, wer ist eigentlich Paris Hilton?
24.9. Hair im Delacorte Theatre

MYST club mit Nadin und Michi



Mittwoch, 19. September 2007

Liberty- und Ellis Island

Seit Sonntag gibt es nun eine Fortsetzung zu dem "One flew over the Obelisk"-Bild aus Washington. Das Credo diesmal: "Jump Miss Liberty!"
Zusammen mit Michi und Nadin, die gerade aus Deutschland in New York zu Besuch sind, haben wir eine Fährrundfahrt nach Liberty- und Ellis Island gemacht. Neben dem erwartungsgemäß schönem Blick auf Manhatten sind wir natürlich nach allen Regeln der Kunst vor der Freiheitsstatue herumgesprungen. Posen muss sein :-) Danach haben uns noch das Immigration Museum auf Ellis Island angeschaut.
Liberty- und Ellis Island

Montag, 17. September 2007

Steuben Parade

Am Samstag nun war es soweit: Steuben Parade auf der 5th Avenue. Für mich als Vorzeigepatriot natürlich Pflichttermin.
Tja, mein ach so patriotisches Gefühl wurde gleichmal etwas verstört: Außer den Deutschen in New York, will die Deutschen wohl keiner sehen ;-) Der Andrang war doch eher bescheiden. Nichts desto trotz haben wir begeistert das Uff Da Da verfolgt, nicht ohne unsere Emotionen in zahlreichen "Pfiadi", "Hummel Hummel - Mors Mors (ja, die deutsche Parade war tatsächlich von allen Bundesländern besetzt)", "Juuuuuhuhuhuuuu" Jubelrufen kundzutun.
Es gab Spielmannszüge, Trachten- und Schützenvereine, Volkstanz, Feuerwehr, Bundeswehr, Mercedes und sonst allerlei heimatliches zu bestaunen. Zum Beispiel auch die Potsdamer Langen Kerls, das sah tatsächlich beeindruckend aus, als die vorbeiflaniert sind.
Eine Saxophon-Truppe hat danach noch richtig schick im Central Park gerockt!

Abends sind wir ins Marquis (auf Nachfrage: "wir" sind in diesem Fall ein Haufen Kolping Jungs (wie immer), ein paar Kollegen von der Bank und ein paar Mädels aus dem Webster-Haus, so was wie das Pendant zum Kolping).
Dieser Club wurde mal zum Nr. 1 Club Manhattens gewählt. Sogar am Klo wird einem Seife, Handtuch und bei Bedarf Parfum, Zahnseide, Mundwasser, diverse Cremes usw von einem Herr im Anzug angereicht...
Steubenparade

Samstag, 15. September 2007

Last Man Standing

Seit gestern bin ich nun letzter verbleibender Praktikant meiner Abteilung. Zu Lenas Abschied waren wir mit drei Jungs aus unserer Abteilung unterwegs. Ein durchaus sehr wichtiges Detail, alleine hätte ich mir diesen Abend nie leisten können ;-)
Zuerst wieder Rooftop im 230&5th, danach in die Cibar und zum Schluss noch sehr bodenständig in irgendeinem Burgerladen. Summa summarum mehrere hundert Dollar.... Im Album gibts Bilder mit der Aussicht von der Rooftopbar, außerdem nochmal der Blick aus meinem Büro. So sehe ich die Skyline genau aus dem Fenster hinter meinem Arbeitsplatz.
Office, 230&5


Das jetzt nur noch ein Praktikant da ist, bekam ich gestern abend gleichmal zu spüren. Als allerletzter des ganzen Stockwerks habe ich um 22.30 Uhr die Bank verlassen. Generell sind die Arbeitszeiten aber mehr als angenehem, da kann ich mich gar nicht beklagen. Auf dem Bild könnt ihr sehen, wie es aussieht, bevor der Prakti das Licht ausmacht.

Zumindest hatte ich so eine perfekte nächtliche Sicht auf das Empire, dass anlässlich der German-American Parade schonmal in schwarz-rot-gold erstrahlt hat.

9/11 WTC Site

So, nachdem ich die ganze Woche nicht dazu gekommen bin, werde ich versuchen, meinen Blog mal wieder etwas auf dem Laufenden zu halten.

Los geht's mit einem tragischem Ereignis, dem 11. September. Ich habe mich Dienstag Abend um 22 Uhr noch entschlossen, zum Ground Zero zu fahren. Das Internet schwieg sich darüber aus, ob es auch dieses Jahr die Lichtsäulen, "A Tribute in Light", geben wird. Aber allein zwecks dem "Dagewesen sein" wollte ich mal nachsehen.
Schon beim U-Bahn Ausstieg waren dann diese riesigen Türme aus blauem Licht zu sehen. Überhaupt hatte mich die ganze Ground Zero Szenarie sofort in ihrem Bann. Überall waren Blumen, Fotos und Menschen, die von ihren Erlebnissen an diesem Tag erzählt haben. Von Deutschland aus war mir der Einsturz der Türme doch immer sehr fern und eben "in den USA". Aber selbst nach 6 Jahren übermannt einen ein Gefühl, dass einen das Ausmaß dieses Ereignisses erahnen lässt.
WTC Site on 9/11

Montag, 10. September 2007

Manhatten Radtour

Mit sportlichen Vorsätzen haben ein "Kolping Bruder" und ich uns gestern Fahrräder geliehen und eine kleine Manhatten Radtour gestartet. Von der Upper East-Side zur Westseite, dort entlang bis Downtown und auf der East-Side wieder zurück.
Das Wetter war wunderbar und auf diese Weise gab es die Stadt mal von ganz vielen verschiedenen, neuen Blickwinkeln zu entdecken.

Da ich schon für meine zu kurze Krawatte auf dem NYMEX Bild kritisiert wurde:
Ich weiß, mein Shirt passt farblich nicht zur Hose. Das ist mir vollkommen bewusst und total EGAL, ich trage es mit Fassung ;)
Manhatten Radtour

Heute Abend bin ich dann gerade noch ein wenig durch den Battery Park flaniert. Man hat dort im Zuge des 9/11 Gedenkens jede Menge Fahnen aufgestellt, seit dem 11. September 2002 brennt dort durchgehend ein Feuer. Selbst für mich als "Außenstehenden" wirkt die Stimmung doch sehr bedrückend. Überall haben Leute Bilder ihrer verstorbenen Lieben aufgehängt und es gibt Geschichte von Überlebenden zu lesen. Auch ohne überschwenglichen amerikanischen Patriotismus wird einem das Ausmaß der Tragödie bewusst.

Donnerstag, 6. September 2007

You are welcome....

Ganz im Sinne echter Gastfreundschaft habe ich meine Zimmertüre von außen ein wenig neu gestaltet. Na ja, da eh keiner ins Haus darf, ist ohnehin nicht mit Besuch zu rechnen ;)
Das Bild stammt von einem Artikel über eine Art Kleinkrieg zweier Restaurants in Manhattan.
Gerade komme ich von einer Rooftopbar in der Nähe des Empire State Buildings zurück. Einen ähnlichen Platz gilt es am 15. September zu ergattern. Da leuchtet das Empire zum 50. Jubiläum der Streuben Parade in schwarz-rot-gold.
Dieser Umzug wird dieses Jahr mit mehr als fünfzig Trachten-, Musik- und Karnevalsvereinen aus Deutschland so groß wie noch nie. Die Steuben-Parade wurde 1957 von deutschstämmigen Amerikanern gegründet, die in der “Neuen Welt” die Traditionen ihrer Heimat bewahren wollten. Sie ist nach dem preußischen General Friedrich Wilhelm von Steuben benannt, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg dem damaligen US-General und späteren Präsidenten George Washington beistand (Achtung, ich frage das ab, wenn ich wieder zu Hause bin).

Mittwoch, 5. September 2007

West-Indian Parade, STOMP

West-Indian Parade
Am Labour Day machten wir uns wiedereinmal ganz mutig gen Brooklyn auf. Diesmal zur West-Indian Parade. Sowas wie der Carneval der Kulturen. Der Anteil der Weißen kaum höher als beim Lauren Hill Konzert. Dafür war es richtig schön voll. Ca. 2 Millionen Menschen tummelten sich entlang der Parade. Eine zeitlang sehr beeindruckend, schnell aber auch schrecklich anstrengend.
Nachdem ein Teil des Zuges druch war, haben wir uns wieder zur U-Bahn druchgekämpft und den Rest des Tages am Brighton Beach verbracht. Nach wenigen Minuten alle drei schlafend ;)
Gestern Abend habe ich mir mit meinem Nachbarn im Orpheum Theatre die Show STOMP angesehen/angehört. Eine super Stimmung, geniale Rythmen auf allen möglichen Gegenständen (neben Tonnen und Büchsen auch Tüten, Feuerzeuge oder Zeitungen).

Sonntag, 2. September 2007

NYMEX, Wallstreet


Letzte Woche haben wir mit einer großen Gruppe von Hypo- und Commerzbank Praktikanten die NYMEX, die New Yorker Rohstoffbörse, besucht. Wir bekamen eine Führung durch das (seit dem 11. September für die Öffentlichkeit geschlossene) NYMEX-Museum und haben dann die letzte dreiviertel Stunde des Handels beobachtet. Wer je den Film "Trading Places" (deutsch: Die Glücksritter) gesehen hat, kann sich in etwa vorstellen, wie das abläuft. Ein atemberaubendes Schauspiel von dem ich nie gedacht hätte, dass es in Zeiten elektronischen Handels überhaupt noch existiert.
Die Deals werden an der Rohstoffbörse nach wie vor zu ca. 50% per Gebrüll und Handzeichen verabredet, die Orders dann mit absolut virtuoser Technik einem der Clerks zugeworfen, der diese dann Stempeln muss. Diese Jungs können das Orderpapier über gut und gerne 5 Meter zielgenau schleudern, während dem Telefonieren einhändig fangen, checken, über die ganzen Menschen wieder zurückwerfen usw...
Kurz vor Handelsschluss wird es dann hektisch und jeder rangelt um den besten Platz, da wird geschupft und gestoßen - nach Aussage unserer Führerin "just a bunch of boys playing with a lot of money". Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Fotografieren war leider verboten, also gibts nur das Gruppenbild.

Ein kleines Poserbild vor der Wallstreet gehört natürlich zum guten Ton und gibts somit auch zu bewundern.